top of page

Wolfe Creek Crater

  • Schorch
  • 4. Juni 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Dez. 2024


"Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung."

Antoine de Saint-Exupéry


...der ursprüngliche Plan war nach der Gibb, den Great Northern Highway zurück nach Westen zu fahren bis Halls Creek und dann nach Südost auf der Tanami Road nach Alice Springs, das rote Zentrum. Dabei wären aber wieder über 700 Kilometer Schotterstraße ohne landschaftliche Höhepunkte durch die Tanami Wüste. Nach der noch frischen Erfahrung der Gibb River Road mit Staub und Wellblech hatten wir nicht mehr so richtig Lust darauf, also auch ich (Jo) nicht.

Jetzt sind wir „nur“ zum Wolfe Creek Crater gefahren. Dort wollte ich unbedingt hin- ein Umweg von bummeligen tausend Kilometern.



In der Nordostecke der großen Sandwüste am Übergang zur Tanami Wüste liegt der Wolfe Creek Crater- ein Meteoritenkrater.

Hier wird immer geschrieben „zweitgrößter Krater der Erde“ , das meint, aus dem Fragmente eines Meteoriten gesammelt wurden. Der Größere ist in Arizona/ USA, der "Barringer Crater", den gucken wir uns bei unserem nächsten Sabbatical an ;-) .

Andere Einschlagstrukturen sind wesentlich größer und älter, was den Nachweis schwierig oder unmöglich macht.

Der Wolfe Creek Crater, benannt nach dem Kimberley-Pionier Robert Tennant Stowe Wolfe, misst 880 Meter im Durchmesser und vom Kraterrand bis zum Boden sind es 60 Meter. Man nimmt an, dass vor etwa 120.000 Jahren ein Meteorit mit rund 15.000 Tonnen Gewicht und einer Geschwindigkeit von 17 km in der Sekunde (!) hier in die Erde einschlug.

Von Europäern wurde er erst 1947 entdeckt, bei Vermessungen vom Flugzeug aus.

Die Aborigines kannten die Struktur schon seit langer Zeit und nannten es „Kandimalal“. In den örtlich indigenen Gemeinschaften gibt es viele kulturelle Geschichten, die mit dem Krater verbunden sind. Eine Geschichte handelt von zwei Regenbogenschlangen, die auf ihrem Weg durch die Wüste die nahegelegenen Bäche bildeten. Im Krater tauchte der Legende nach eine der mythologischen Schlangen aus dem Boden auf.



Schon irre, hier an diesem Krater zu stehen, wo ein Meteorit eingeschlagen ist. Solche Krater kennt man vom Mond und von Bildern, aber hier haben wir zum ersten mal einen zum „Anfassen“.

Es gibt so magische Orte, die einen in ihren Bann ziehen. Das hier ist so einer für mich (Jo).

Hier wollte ich auch eine Sternentimelapse machen.

Nach Monaten mit Sonne, klarem Himmel und klaren Nächten hat es jetzt da, wo wir hin wollten, geregnet und eine dicke Bewölkung hing über dem Land!

Ein Klassiker, man sollte einfach nicht planen.

Es riss dann doch noch auf in der Nacht...



Pale Blue Dot

Während ich hier so auf dem Kraterrand liege und in die Sterne gucke, in der Hoffnung, dass es einen solchen Impakt nicht ein zweites Mal am selben Ort geben wird, muss ich an Carl Sagan denken, einen amerikanischen Astronom, der an der Voyager1- Mission beteiligt war. Am 14.2.1990 nach Abschluss der eigentlichen Aufgaben wurden auf seine Initiative hin die Kameras der Voyager-Sonde zurück zur Erde gerichtet, 6,4 Milliarden Kilometer entfernt. Aus einer Reihe von Bildern unseres Sonnensystems entstand auch dieses Bild der Erde- „Pale blue dot“- ein blasser blauer Punkt im weiten Universum.


Die Streifen sind Reflektionen des Sonnenlichts im Linsensystem der Kameras. Bildquelle: Wikipedia


Sagan hat dieses Bild vier Jahre später in einem Buch mit diesem Titel veröffentlicht und dazu folgendes geschrieben:

„... Schauen Sie sich diesen Punkt noch einmal an. Das ist hier. Das ist zu Hause. Das sind wir. Darauf hat jeder, den du liebst, jeder, den du kennst, jeder, von dem du jemals gehört hast, jeder Mensch, der jemals war, sein Leben ausgelebt. Die Gesamtheit unserer Freude und unseres Leidens, Tausender selbstbewusster Religionen, Ideologien und Wirtschaftsdoktrinen, jeder Jäger und Sammler, jeder Held und Feigling, jeder Schöpfer und Zerstörer der Zivilisation, jeder König und Bauer, jedes junge verliebte Paar, jede Mutter und jeder Vater, hoffnungsvolles Kind, Erfinder und Entdecker, jeder Morallehrer, jeder korrupte Politiker, jeder „Superstar“, jeder „oberste Führer“, jeder Heilige und Sünder in der Geschichte unserer Spezies lebte dort – auf einem Staubkörnchen, das in einem schwebte Sonnenstrahl.

Die Erde ist eine sehr kleine Bühne in einer riesigen kosmischen Arena. Denken Sie an die Ströme von Blut, die von all diesen Generälen und Kaisern vergossen wurden, damit sie in Ruhm und Triumph vorübergehende Herren eines Bruchteils eines Punktes werden konnten. Denken Sie an die endlosen Grausamkeiten, die die Bewohner einer Ecke dieses Pixels den kaum unterscheidbaren Bewohnern einer anderen Ecke zufügen, wie häufig ihre Missverständnisse auftreten, wie begierig sie darauf sind, einander zu töten, wie leidenschaftlich ihr Hass ist. Unsere Haltung, unsere eingebildete Selbstgefälligkeit, die Illusion, dass wir eine privilegierte Stellung im Universum einnehmen, werden durch diesen blassen Lichtpunkt in Frage gestellt.

Unser Planet ist ein einsamer Fleck in der großen kosmischen Dunkelheit. In unserer Dunkelheit, in all dieser Weite gibt es keinen Hinweis darauf, dass Hilfe von anderswo kommen wird, um uns vor uns selbst zu retten.

Die Erde ist die einzige bisher bekannte Welt, die Leben beherbergt. Zumindest in naher Zukunft gibt es keinen anderen Ort, wohin unsere Art wandern könnte. Besuchen Sie, ja. Beruhige dich, noch nicht. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, im Moment beziehen wir unseren Standpunkt auf der Erde aus.

Es wurde gesagt, dass Astronomie eine demütigende und charakterbildende Erfahrung ist. Es gibt vielleicht keinen besseren Beweis für die Torheit menschlicher Einbildungen als dieses ferne Bild unserer winzigen Welt. Für mich unterstreicht es unsere Verantwortung, freundlicher miteinander umzugehen und den blassblauen Punkt, das einzige Zuhause, das wir je gekannt haben, zu bewahren und zu schätzen.“
„... Look again at that dot. That's here. That's home. That's us. On it everyone you love, everyone you know, everyone you ever heard of, every human being who ever was, lived out their lives. The aggregate of our joy and suffering, thousands of confident religions, ideologies, and economic doctrines, every hunter and forager, every hero and coward, every creator and destroyer of civilization, every king and peasant, every young couple in love, every mother and father, hopeful child, inventor and explorer, every teacher of morals, every corrupt politician, every "superstar," every "supreme leader," every saint and sinner in the history of our species lived there - on a mote of dust suspended in a sunbeam. 
The Earth is a very small stage in a vast cosmic arena. Think of the rivers of blood spilled by all those generals and emperors, so that, in glory and triumph, they could become the momentary masters of a fraction of a dot. Think of the endless cruelties visited by the inhabitants of one corner of this pixel on the scarcely distinguishable inhabitants of some other corner, how frequent their misunderstandings, how eager they are to kill one another, how fervent their hatreds. Our posturings, our imagined self-importance, the delusion that we have some privileged position in the Universe, are challenged by this point of pale light. 
Our planet is a lonely speck in the great enveloping cosmic dark. In our obscurity, in all this vastness, there is no hint that help will come from elsewhere to save us from ourselves. 
The Earth is the only world known so far to harbor life. There is nowhere else, at least in the near future, to which our species could migrate. Visit, yes. Settle, not yet. Like it or not, for the moment the Earth is where we make our stand. 
It has been said that astronomy is a humbling and character building experience. There is perhaps no better demonstration of the folly of human conceits than this distant image of our tiny world. To me, it underscores our responsibility to deal more kindly with one another, and to preserve and cherish the pale blue dot, the only home we've ever known.“

Als mir dieser Text zusammen mit dem Bild zum ersten mal begegnete, hat es mich echt „angefasst“ und nachhaltig beeindruckt. Hier in der scheinbaren Weite Australiens zu liegen und in die tatsächliche Weite des Universums zu blicken macht demütig.

 
 
 

2 commentaires


Invité
07 juin 2024

G´day... Ich bin neidisch über jeden Beitrag den ich hier lese und bekomme groooßes Fernweh beim Betrachten all der fantastischen Bilder! Auch sehr fesselnde Texte.. ;) Ganz viel Spaß, Abenteuer und Erholung auf der weiteren Reise! Sonnige Grüße, Jenny Bödeker

J'aime
Schorch
12 juin 2024
En réponse à

Ich sag jetzt einfach mal: Vielen lieben Dank, liebe Jenny! (Ich heiße Kathrin😉)

Ja, das große Fernweh werden wir sicher auch bekommen… die Zeit rast und Bianca will nicht endgültig übernehmen 😜

Liebe Grüße vom Topend 🦘🌴 🐊🙋🏼‍♀️

J'aime

©2023 out-of-goldensee

bottom of page