Von Cockle Creek bis Huon Valley- vom wilden Süden zu den Baumriesen
- Schorch
- 8. März 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Dez. 2024

Von allen Wegen, die du im Leben gehst, solltest du darauf achten, dass einige davon schmutzig sind. John Muir/ amerikanischer Naturphilosoph
...zurück auf dem Festland hatten wir ein Appartement gebucht- Birch Lane. Ein kurzer Schotterweg von Birken bestanden, führte zu einem bungalowartigen Haus. Eine große schöne Wohnung. Vom Schlafzimmer sahen wir Angus"rinders" (Insider) laufen- also fast wie zu Hause.
Wäsche waschen, Internet, telefonieren, Campingzeug und uns aufklaren- war mal wieder nötig.
Nach 2 Nächten ging es weiter zum südlichsten Punkt, unserer Reise und Tasmaniens, hier wollten wir mit Rucksack und Zelt 2 bis 3 Tage wandern.
In Cockle Creek ist das Ende oder der Anfang des South Coast Treck, einer 80 km-Wanderung entlang der Küste, auch über Berge bis 900 Meter, ein menschenleeres Wildnisgebiet ohne Notausgang, nur mit einem Anfang und einem Ende. Man braucht so 6 bis 9 Tage.
Diese Wanderung wollte ich, Jo, machen, Kathrin hatte Zweifel. Letzlich haben wir den Flug in den Busch gecancelt. Beim Vorbereitungswandern hatten wir es übertrieben, das Wetter war schlecht vorhergesagt und uns ging die Zeit auf Tasmanien aus z.B. für Bruny Island oder die großen Bäume.
Also sind wir nur die letzte Sektion von Osten westwärts zur South Coast Bay gewandert, ca. 12km, haben dort in einem einfachen Camp übernachtet, dann ein Bummeltag und ein Stück zurück Richtung Osten...
...und am dritten Tag im Sturm die restlichen 8km bis Cockle Creek.
Es war auch wieder anstrengend, hoch und runter, Felsen, Steine, umgefallene Bäume, schnell laufende Brecher am Strand, Wind, Regen, Schlamm...
Schöner Quälkram, unbequem sollte man können, um hier unten diese erhabene Natur zu erleben.
...nur wenige "Bogenminuten" von hier nach Osten ist der 147. Längengrad Ost. Der wurde definiert als die Grenze zwischen dem pazifischen und dem indischen Ozean. Wir sind also am indischen Ozean (Indik). Das erste mal überhaupt- ein bewegender Anblick und Augenblick.

Es ist der kleinste der drei großen Ozeane. Er zeigt sich wild und ungestüm.
An der South Coast Bay waren wir auf 43°36.6827' Süd geografischer Breite- unser südlichster Punkt auf der Erde. Bisher ; )
Natürlich mussten wir hier auch einmal "reinspringen".
Noch weiter südlich, ab dem ca 49. Breitengrad ist die "antarktische Konvergenz", also die sich verändernde Zone, wo das warme Oberflächenwasser der drei Ozeane auf das kalte Wasser des antarktischen Zirkumpolarstrom trifft und die Grenze zum jetzt genannten südlichen Ozean bildet. Das könnte ich jetzt noch weiter aufdröseln, lasse es aber lieber : )
Das nächste feste Land nach Süden ist die Antarktis.
Roaring Forties
Wir sind hier an den "brüllenden Vierzigern".
Die Segler und Fans von Segelabenteuergeschichten unter euch wissen natürlich damit was anzufangen.
Das meint die Zone zwischen dem 40. und 50. Breitengrad mit beständigen und oft heftigen Westwinden. Berüchtigt seit Zeiten der alten Entdeckungsreisen und Lastenseglern, heute noch genutzt für schnelle Weltumseglungen der "Round The World Regatten", wie der Ozean-Race oder Vendêe Globe und natürlich von wagemutigen Einhandskippern und anderen Abenteurern (wie Wilfried Erdmann).

Wir haben nach der Wanderung noch eine windige Zeltnacht in Cockle Creek verbracht und am kommenden Tag bei einem kurzem Spazierweg zum Fishers Point uns vorerst vom Meer verabschiedet.
Und dann hatten wir endlich unsere erste Schlangenbegegnung, eine Tiger Snake. Es gibt nur drei Schlangenarten auf Tasmanien, alle potentiell tödlich. Gebissen werden meistens Menschen, die aus Versehen drauf treten oder versuchen, eine Schlange zu töten. Es gibt aber Gegengift.
@Robin M.
Kängurukuscheln scheint möglich, soll man aber nicht ; )
@Rico G.
Waren immer nur mit einem lichtschwachen 200er unterwegs, sorry dafür
Kleiner Zwischenstop bei Black Cockatoos Rest Camp, ein Campground mit offener "Garagenküche", Blick auf den Huon River und Brennholz inklusive...diese Gelegenheit konnte ich (Kathrin), als passionierte Pyromanin nicht ungenutzt verstreichen lassen.
Im kleinen Örtchen Franklin ist das Wooden Boat Center... Boote, Holz und altes Handwerk, mussten wir natürlich anschauen. Dort werden Holzboote neu gebaut und restauriert. Man kann dort auch Kurse belegen im Holzbootsbau. Studenten haben dort z.B. unter Anleitung Inuit-Kajaks gebaut. Ihr größter Stolz ist die Restaurierung eines alten Frachtseglers "May Queen", die in Hobart im Hafen liegt.
Dann also Bäume gucken...der Tahune AirWalk ist ein stählerner Hochseilweg am Ufer des Huon River im Huon Valley. In 30 Metern Höhe kann man die Baumriesen hautnah erleben. Ein Waldbrand hat dort 2019 gewütet und den Airwalk schwer beschädigt. Man kann an einigen Baumriesen noch sehen, wie hoch die Flammen geschlagen sind- bis zu 55 Metern.
Eukalypten profitieren von Waldbränden. Das Öl in ihnen wirkt als Brandbeschleuniger. Vorteil für die Bäume, denn die Wurzeln und Samen können das Feuer überstehen und die Hitze führt zum Aufplatzen der Samenkapseln.
Trotzdem war das Feuer verheerend, weil viele Baumriesen und wertvolle endemische Huon Pine Bäume vernichtet wurden.
Auf der Weiterfahrt zum nächsten Baumspot (25 Kilometer Schotterstraße) haben wir zum zweiten mal einen Echidna getroffen ; )
Huon Valley`s Grove of the Giants
Wie der Name schon sagt, ist der Grove of Giants die Heimat vieler bemerkenswerter Bäume. Es gibt 150 Bäume über vier Meter Durchmesser oder 12 Meter im Umfang. Man braucht mindestens acht Personen, um einen Baum von dieser Größe zu umfassen. Dieser Wald ist auch der einzige Ort auf der Welt, wo man vier verschiedene Arten von Eukalyptus sehen kann, die alle gigantischen Ausmaße in einem so kleinen Gebiet erreichen.
Der Hain der Giganten ist die Heimat von Lathamus Keep, dem weltgrößten tasmanischen Blue Gum- Eucalyptus globulus, der erst 2021 entdeckt wurde. Die Größe dieses Riesen wurde in einem Baumporträt aufgenommen, das 2022 vom Team von The Tree Projects ins Leben gerufen wurde.

Foto: Steven Pearce
Eine Gruppe von enthusiastischen Baumschützern, Wissenschaftlern und Baumkletterern haben dort die Bäume vermessen und erfasst.
Dieses Gebiet sollte 2023 von Sustainable Timber Tasmanien (forstwirtschaftlicher Dienstleister) geschlagen werden. Zweieinhalb Jahre haben die Umweltaktivisten dagegen gekämpft. In anderen Staaten Australiens z.B. Victoria wären solche Bäume schon allein durch ihre Ausmaße gesetzlich vor dem Einschlag geschützt. Seit Juli 2023 ist das Gebiet aus den dreijährigen Einschlagplänen herausgenommen, aber noch nicht endgültig unter Schutz gestellt.
(alle Infos aus: https://www.thetreeprojects.com/groveofgiants)
Nach diesem bewegendem Besuch bei den Giganten geht es zurück in unseren "Reisealltag", zurück nach Hobart, Hostel beziehen, Mietauto abgeben, packen für die Weiterreise...
Die Temperaturen fallen. Morgens hatten wir jetzt oft unter 10 Grad. Bei den europäischen Bäumen kann man es auch sehen- der Herbst kommt. Wir müssen in die Wärme, also nach Norden. Denn ihr wisst ja, hier südlich des Wendekreises des Steinbocks wandert die Sonne in ihrem Tageslauf von Ost nach West über Nord.
Unsere Zeit auf Tasmanien ist viel zu schnell abgelaufen. Und wir haben weniger als ein Viertel des Landes gesehen.
Der Staat Tasmanien ist definitiv eine Reise wert, vor allem für Leute, die die Hitze nicht so mögen und trotzdem Australien erleben wollen: von lieblichen Stränden durch spannende Wälder, zu schroffen Bergen und einer großen Ecke absoluter Wildnis, aber auch Farmland mit Obst, Wein, Schafen und Rindern und eine freundliche kosmopolitische Hauptstadt, die sich was liebevoll Provinzielles erhalten hat.
Wir müssen uns verabschieden.
Dass wir bestimmt wiederkommen, haben wir leider uns selbst zu oft und leichtfertig versprochen...
Weiter geht`s auf unserer "once in a lifetime" Reise.
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