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Vom Ningalooreef zum Karijini Nationalpark

  • Schorch
  • 23. Apr. 2024
  • 7 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 31. Dez. 2024


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"Nicht wer alt ist, weiß viel, sondern wer viel herumgekommen ist." Türkisches Sprichwort


Cape Range Nationalpark/ inklusive Ningalooreef


Noch beeindruckt von unserer Begegnung mit dem Walhai wollten wir noch mehr...also waren wir an der Westküste der Exmouthhalbinsel von verschiedenen Stränden und Campsites aus in der Lagune zwischen Außenriff und Strand schnorcheln. Alle hatten ihren eigenen Reiz. Es war, wie im Aquarium schwimmen, es wimmelte von bunten Fischen, auch sahen wir Highlights wie Meeresschildkröten, Blaupunkt- Stachelrochen, Adlerrochen und Schwarz- und Weißspitzenriffhaie. Wir konnten nicht genug kriegen. Nach drei bis vier ausgiebigen Schnorchelgängen am Tag und auch immer wieder runtertauchen, um näher dran zu sein, waren wir meistens einigermaßen erschöpft und taumelig schwindelig. Außerhalb des Wassers erwartete uns die Hitze, das Wasser kühlte auch nicht wirklich ab (24 Grad).

Eigentlich hätten wir uns auch gerne noch die Highlights des Cape Range "über Wasser" angeschaut, es gab empfohlenen Wandertouren, aber es war einfach zu heiß...


Music (CC BY 4.0): Relaxing Lofi - Ena by Sascha Ende


Waroora Station

Der Abschied vom Meer fiel uns wie immer schwer, also buchten wir noch 2 Nächte in einem "Shed" auf der Waroorastation. Station werden große Viehfarmen in Australien genannt, entsprechend der Ranche in Amerika. Es stellte sich als riesiges staubiges unübersichtliches Gelände dar. Eine ehemalige Schaffarm, jetzt Rinder, weil die Schafe von wilden Hunden (Dingos?) dezimiert wurden. Rinder waren nur selten in kleinen Gruppen zu sehen.

Wir "logierten" im zu Gästezimmern umgewandelten Schafschererschuppen. Dieser Wellblechschuppen heizte sich in der gnadenlosen Sonne dermaßen auf, das wir die Wahl hatten zwischen der Hitze drinnen und den Fliegen draußen..."Klimaanlage" war ein rumpelnder Ventilator.



Funfact: in solchen dünn besiedelten Gegenden, wo der einzelne viel Platz hat, stellen sie gebrauchtes Zeug einfach in den Garten, kann man ja vielleicht noch gebrauchen oder ist das so'n Bauernding?

Der eine oder andere von euch, würde hier sicherlich Restaurationsobjekte sehen.



Über verschlungene Sandwege kommt man zu verschiedenen Beaches, haben wir gemacht, zum Abkühlen und um den Fliegen für eine Weile zu entkommen. Und um den Sonnenuntergang im Meer noch einmal zu sehen.



Jetzt aber ins Inland, ca. 600 km, nicht alles Schotter, in die Pilbara.


Music (CC BY 4.0): Imagefilm 018 by Sascha Ende


Hier sieht es aus, wie wir uns Australien im Hinterland vorgestellt haben und da die Regenzeit nicht lange her ist, ist es auch noch grün. Niedrige Eukalyptusbäume und graugrünes Spinifexgras sind ein schöner Kontrast zu dem rotbraunen Boden, der eigentlich nur aus Steinen besteht.



Hier lagern unter den Bergen riesige Eisenerzvorkommen. Das wurde auch schon Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt, aber erst ab den 1960er Jahren im großen Stil abgebaut. Ganze Berge wurden abgetragen und sind jetzt riesige Tagebaugruben. Vor allem der Rohstoffgigant Rio Tinto buddelt hier. Mit bis zu 3 km langen Zügen wird das rote Gold an die Küste gebracht und dort verschifft, vor allem nach Asien. Dazu später mehr.


Karijini

Es gibt dort aber auch den Karijini Nationalpark. In den Ebenen und sanften Hügeln dieser Savannenlandschaft tun sich Schluchten- Gorges- auf, in denen Bäche und kleine Flüsse durch Auswaschungen Pools gebildet haben, in denen das ganze Jahr über Wasser fließt. Man kann hier wunderbar schwimmen und baden. Es gibt auch Schluchten, wo man mit Wasserschuhen und Badeklamotten "wandern" kann- ein Klettersteig mit Schwimmeinlagen, aber die Zufahrt zu diesen Highlights (auf die ich, Jo, mich gefreut habe) war gesperrt, weil die Straße nach der Regenzeit neu gemacht wurde, sehr schade.


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In diesem zweitgrößten Nationalpark Westaustraliens sind die Wege weit. Also haben wir beschlossen, auf die zwei im Nationalpark befindlichen Campgrounds zu gehen.



Die Fliegen waren schlimm. Wir hatten überhaupt keine Lust, uns mit Essen zu beschäftigen- trinken kann man ja durchs Netz. Überhaupt ist es so selbstverständlich, das Kopfnetz aufzusetzen, wenn man morgens aufsteht oder wenn man aus dunklen klimatisierten Räumen ins Freie geht, wie zu Hause im Winter Mütze, Schal und Handschuhe anziehen, wenn man rausgeht. Die Einheimischen erzählten uns, die letzten 2 Jahre waren überhaupt keine Fliegen da, sie verstehen das auch nicht.



Aber die Landschaft ist grandios und das sehen nicht nur wir so- auch jetzt nach den Osterferien waren noch viele Leute hier, auch mit Kindern.

Wir waren zuerst am Fortescue Wasserfall und am Fern Pool- sehr schön zum baden und abhängen- eine Oase in der Schlucht.



Der Fern Pool ist ein paradiesischer Ort, wo wir bei Flughund- und Papageiengezwitscher beim Schwimmen im Pool in eine andere Welt eintauchen- episch. Für die Aboriginies ist dies seit tausenden Jahren ein heiliger Ort, absolut nachvollziehbar.



Am nächsten Tag zeigte der Pajero 3 Warnlampen auf einmal, darunter auch das Batteriesymbol! Der nächste Ort ist Tom Price, 100 km zurück. Was wenn das Auto ausgeht auf der Fahrt? Es war heiß- 33 Grad- und gegen Abend kaum Verkehr mehr.

Wir telefonierten mit dem ADAC- sind ja Premium Kunden für Australien geworden- die waren keine Hilfe, verwiesen uns an den AAA (Australian Automobile Association). Dort sagte man uns, als Nichtmitglied wäre Pannenhilfe zu teuer, wir sollten selber versuchen nach Tom Price zu kommen - "viel Glück"! Die Werkstätten hatten keine Termine und Roadservice- nicht ihr Ding. Ein Reifenhändler, der auch schraubt, sagte dann, wir sollten kommen. Also haben wir die 100 km zurück die Batterie leer gefahren.

Es war die Lichtmaschine. Der gute Mann hat sie bestellt, sollte 2 Tage später da sein. Im Motel haben wir die Batterie wieder geladen (dank Haralds Batterieladegerät), so konnten wir kurze Strecken fahren.

Im Motel haben wir auch das erste mal in Westaustralien einen bewölkten Himmel erlebt mit sogar ein bisschen Regen und im nahe gelegenen Park Flughunde entdeckt.



Am dritten Tag war der "Alternator" dann schnell eingebaut und wir wieder auf der Straße zurück in den Karijini NP.


Hamersley Gorge

In der Hamersley Gorge kann man starke Verwerfungen sehen. Diese Schichten und eisenhaltigen Bänder entstanden vor über 2,5 Mio Jahren als sich Silikat und eisenhaltige Sedimente auf einem früheren Meeresgrund ablagerten, später durch weitere Schichten verpresst wurden und eine waagerechte Kompression zu einer Wölbung des Gesteins mit vertikalen Rissen führte. Das Absinken des Meeresspiegels und die über Millionen Jahre andauernde Erosion feilten an dem heutigen Landschaftsbild.



Abends waren wir dann auch fast allein dort und haben das Baden ausgiebig genossen.



Joffre Gorge


Kalamina Gorge


Zum Abschied haben wir dann noch eine kleine Wanderung zum Fortescue Wasserfall unternommen. Unten im Tal sieht man vor allem Paperbark Bäume und Ficusarten und...



...natürlich jede Menge Steine, leider kaum Tiere bis auf ein paar Echsen und Vögel…



… und eine Schlange, Stimson‘s Python.



Bei der Weiterfahrt auf einer langen Schotterpiste durch die Wüstenlandschaft waren plötzlich riesige bewässerte Agrarflächen zu sehen. Dort wurde Heu gemacht.



Newman

...ist ein 3.800 Einwohnerstädtchen im Südosten der Pilbara Region. Unser Weg vom Karijini nach Broome und weiter in die Kimberley-Region führt hier hinten lang. Und Newman hat einen Flughafen. Hier hat uns unsere Tochter Emmy wieder verlassen.

Newman wurde in den 1960er Jahren als Arbeitersiedlung für die Angestellten der Mount Whaleback Mine gebaut, der größten offenen Eisenerzmine der Welt. Später in den 80er Jahren wurde die Stadt an die Verwaltung des East Pilbara Shire abgetreten und ist jetzt eine offene Stadt.

Der Mount Whaleback, der wohl mal so aussah, wie der Rücken eines Buckelwals, war 805 Meter hoch. Jetzt gibt es noch einen "Restberg" von 300 Metern und ein großes Loch von 700 Meter Tiefe, 5,5 km lang und 2,3 km breit. Hier baut die BHP Billiton Company Eisenerz mit einer Reinheit von 68,8 % ab, eines der höchsten Grade in der Welt. Allein im Jahr 2023 waren es 257 Mio Tonnen.

Wir haben eine Minentour mitgemacht, um uns das mal aus der Nähe anzuschauen- gigantisch!



Vor 1960 gab es ein vom Commonwealth selbst auferlegtes Embargo für die Ausfuhr von Erz, eine Folge des 2. Weltkrieges. Nach der Aufhebung des Embargos wurde eilig eine Infrastruktur für die Vermarktung geschaffen.

Interessantes Detail- 1969 fuhr das erste mit Eisenerz beladene Schiff von Port Hedland nach Japan, dem ehemaligen Kriegsgegner von Australien.

Für Freunde technischer Daten und Statistiken hier noch ein paar Zahlen:

  • jede Stufe ist 12- 15 Meter hoch

  • alles wird per GPS gesteuert, wer, wann, wo, was macht- Geschwindigkeit, tanken, wie die Maschine läuft...

  • die Erzkipper wiegen beladen 240 Tonnen, Leergewicht 10 Tonnen; haben Automatikgetriebe; die Reifen wiegen 5 Tonnen mit Felge, kosten 40.000 AUD und halten 9-10 Monate; jeder Reifen hat eine Traglast von 60 Tonnen

  • die Wassertanker fassen 110.000l Wasser und befeuchten die Straße regelmäßig

  • der Abtransport des Erzes erfolgt über Züge; BHP hat eine eigene Eisenbahnlinie von 430 km bis nach Port Hedland am Indischen Ozean

  • jeder Zug ist 2,9 km lang, wird von 4 Lokomotiven gezogen, hat 268 Waggons und nur einen Zugführer; jeder Waggon trägt 130-138 Tonnen Erz; der Zug zieht eine Last von 42.000 Tonnen, damit kann er 65 kmh schnell fahren und hat einen Bremsweg von 3km



Wir mussten uns auch (schon) wieder von Ems verabschieden, weil ihre Reise jetzt zu Ende ist. Wir bleiben noch ein bisschen...



Am Miniflughafen war ganz schön was los. Die Arbeiterinnen und Arbeiter, die hier alle die gleichen Arbeitsklamotten anhaben, flogen nach Perth, die meisten noch in ihren dreckigen Sachen, wie in Deutschland die Malocher im Schichtbus fahren. Und andere mit frischen Sachen kamen an.

Emmy jedenfalls flog auch nach Perth zurück, von dort über Doha/ Katar nach Frankfurt am Main, dann mit dem ICE nach Hamburg. Dort wurde sie von Frithjof unserem lieben Nachbarn vom Bahnhof abgeholt und nach Hause gefahren.

Sie ist nun einmal um die Welt geflogen- unser "kleines Mädchen".

Jetzt endlich haben wir Platz im Auto, aber ihr Spaß und ihre Fröhlichkeit fehlt uns jetzt schon.



Hier nochmal unsere Route ab Perth bis Newmann, auf der sie uns begleitet hat.



Wir haben auch sofort das Auto wieder auf 2-Sitzer umgebaut mit Ladefläche, auf der man auch schlafen kann. Gefühlt ist ein Abschnitt zu Ende. Wir waren jetzt lange in der Pilbara. Am Ende mussten wir auch noch den Anlasser wechseln lassen. Nun geht's weiter Richtung Norden.



PS:

@Udo G.

Wer einen Kühlschrank hat, kann auch immer kaltes Bier und Bratwürste darin haben. Lach du nur ;-)

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