Unser Anfang in Westaustralien
- Schorch
- 19. März 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 30. Dez. 2024

"Ich liebe die Anonymität in einer Stadt, in der ich noch nie war." Bill Bryson
Wir sind jetzt im Staat Western Australia oder kurz dabbeljuhäey (WA).
Perth ist eine Großstadt, die einzige hier an der Westküste und in WA. Zwar machen die Kneipen und Restaurants auch hier viel zu früh dicht, schwer was nach 21:30h zu finden, aber anders als in Hobart bleibt es noch lange laut. Auch das Hostel ist ein anderer Schnack, abgewohnt und Dauerparty. Und hier sind auch keine anderen alten Leute, wie wir.
Es ist heiß, endlich. Aber nicht unangenehm. Eine trockene Hitze und es weht immer ein Wind, was es erträglich macht.
Am Morgen nach unserem Ankunftstag fuhren wir mit dem Uber zu Harald und Liz, die uns ihr Auto verkauft haben. Sie selber waren jetzt 6 Monate damit unterwegs.

Ein Mitsubishi Pajero 3,5 Liter Hubraum, 6 Zylinder Benzin, Baujahr 2000, mit jetzt 320.000km auf der Uhr... ok...dazu muss man wissen, dass Autos hier viel länger halten; die Trockenheit und das Langstreckenfahren lassen sie viel langsamer altern.
Der Umstieg vom letzten Mietauto Hyundai Staria, ein Bling-Bling-Auto mit vielen Warntönen und Lichtern, zu diesem alten Recken war ein Heimkommen. Hier machen die Schalter noch Klack und die Türen klingen blechern. Wir waren solche Karren ja gewohnt und liebten und vermissten sie. Aber es fuhr auch ein Mißtrauen mit, ob der Schlorrn den geplanten Weg auch durchhält.
Immerhin hat 2001 Jutta Kleinschmidt mit einem Pajero die Ralley Dakar gewonnen!
Erstmal machte es Spaß mit dem kräftigen satten 6- Zylinder- Sound durch die Stadt zu cruisen, denn wir hatten noch einiges zu erledigen und umzubauen.
Das Ding ist nämlich, das unser Schmetterling Emmy beschlossen hat, ihren Heimflug von Costa Rica über Australien zu gestalten. Sie hatte Sehnsucht und wollte auch noch nicht ins kalte nasse Norddeutschland. Nach einem Zwischenstop für zwei Tage in Los Angeles flog sie über Manila nach Perth, wo wir sie am Airport mit dem "eigenen Wagen" abholten.
Sie wollte ca. 4-5 Wochen mit uns reisen und dann letzlich heim.
Harald hatte eine Liegefläche im Auto gebaut, für schlechtes Wetter oder unbemerktes Übernachten. Die musste jetzt raus, damit Emmy überhaupt irgendwo sitzen konnte.
Das Material haben wir aufgehoben, um es nach ihrem Abflug wieder einzubauen. Auch die dritte! Sitzreihe, die Harald aus Liebhaberei noch dabei hatte, mussten wir loswerden. Ich (Jo) bin ja auch Fan von Originalität, aber dafür war wirklich kein Platz. Wir haben diese zwei Sitze beim Abwracker gelassen für zwei Google likes ;-)
Die Wiedersehensfreude nach 4 Monaten war natürlich riesig und das musste auch gefeiert werden.

Die nächsten Tage auf der Fahrt nach Süden haben wir uns mit dem Auto und der Ausrüstung vertraut gemacht. Denn das Auto war als Campingcar ausgerüstet, also mit Dachzelt, großem Dachgepäckträger, der sich noch auf eine Dachrinne stützen darf, 2. Batterie, großer Inverter, 60 Liter Kühlschrank, Markise, Kompressor, Vorzelt, Werkzeug und viele kleine Details und ein Gummiboot. Am Anfang waren wir noch zu viel damit beschäftigt, das Setup beherrschen zu lernen und mit den Bastellösungen klar zu kommen, aber das wurde mit jedem Tag besser.
Dachzeltcamping und ein einfaches Draußenleben war uns noch vertraut.
Und überhaupt- Roadtrippin' ist unsere liebste Reiseform, seit wir gemeinsam unterwegs sind.
Cape Leeuwin
...ist der äußerste süd-westliche Punkt Australiens. Der Leuchtturm wurde bei der Einweihung 1896 den Seefahrern der ganzen Welt gewidmet. Für alle Schiffe auf dem Weg nach Australien vom Kap der Guten Hoffnung kommend, ist Cape Leeuwin der erste Landstrich, den sie zu sehen bekommen. Und es ist für die schon erwähnten Weltumsegler eines der drei großen Kaps, neben Kap Horn und dem Kap der Guten Hoffnung. Das Kap wurde 1801 nach dem Niederländer Leeuwin benannt, der 1622 diese Landspitze umrundete.
Es gibt dort ein kleines Museum, wo auch über das Leben der Lightkeeper erzählt wird, die es dort oft mit üblem Wetter, starken Winden, hohen Wellen zu tun hatten.
Am Strand vor unserem ersten Campground Hamelin Bay waren im flachen Wasser Stachelrochen auf Futtersuche. Sie sind Menschen gewohnt und überhaupt sehr friedliche Tiere trotz ihres Stachels, der auch schwere Verletzungen verursachen kann.
Emmy hat uns dort ein costaricanisches Frühstück- Reis und Bohnen serviert...sehr lecker.
Auf den Campgrounds hat man beim Essen schnell Gäste:
Hier im Südwesten gibt es die seltenen Karri, Jarrah und Marri-Wälder. Waldbrände sind deshalb sehr gefürchtet. Ab den 30-er Jahren wurden Fire-Tree's eingerichtet, um eine Rauchentwicklung rechtzeitig festzustellen. Weil es keine Hügel oder Berge gibt, die diese Baumriesen überragen, wurden die höchsten Bäume ausgewählt und nagelartige Stufen eingeschlagen und oben eine Plattform errichtet. Drei dieser Fire-Tree's waren bis Ende letzten Jahres für die Öffentlichkeit zugänglich- wenn man sich traut. Wollte ich (Jo) natürlich, aber vor Ort erfuhren wir, die sind bis auf weiteres gesperrt- vielleicht nächstes Jahr wieder. Die höchste Plattform ist auf 75 m.
Ich erinnere mich, dass es zu DDR-Zeiten auch Feuertürme, zumindest in Mecklenburg, gab. Und schon als Kind fand ich diesen Arbeitsplatz romantisch und befriedigend- weg vom Lärm der Menschen.
Aber auch von unten sind die Bäume wieder beeindruckend. Im Warren Nationalpark stehen die seltenen Tingle Tree's, Red Tingle-Eucalyptus jacksonii und Yellow Tingle- Eucalyptus guilfolylei. Diese Baumriesen sind Überbleibsel aus der Vorzeit. Es gab sie bereits vor 65 Millionen Jahren auf dem Superkontinent Gondwana, als Australien, Afrika, Indien, Südamerika und die Antarktis noch fest miteinander verbunden waren. Durch die späteren enormen klimatischen Veränderungen sind sie bis auf den Südwesten hier verschwunden. Diese Giganten ragen bis zu 80 Meter in den Himmel. Beeindruckend sind vor allem die mächtigen Karri Tree's- Eukalyptus diversicolor- mit ihrer bis zum Stammfuss glatten Rinde, die sich jedes Jahr schält.
Nun geht es nach einem kurzen Zwischenstop in Fremantle bei Perth gen Norden.
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