Ins Outback und weiter nach Broome
- Schorch
- 9. Mai 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. Dez. 2024

"Gegen Zielsetzungen ist nichts einzuwenden, sofern man sich dadurch nicht von interessanten Umwegen abhalten lässt" Mark Twain
...endlich wieder "on the road". Unser Weg führte über Marble Bar an die Küste und weiter nach Broome.
Vorher wollten wir noch zum Hickman Crater, einem Meteoritenkrater, den Herr Hickmann 2007 bei Google Earth entdeckt hat.
Doch durch die heftigen Corrugations (Wellblechpiste) löste sich ein Unterfahrschutz und faltete sich beim Drüberfahren zusammen. Uff... Wir beschlossen den beschwerlichen Offroad Track zum Krater zu streichen. Ich (Jo) hab versucht das Stahlblech zu richten, ist auch einigermaßen unter diesen Umständen gelungen, aber dieses und das vordere Blech waren so unter Spannung, dass es hier im Sand nicht zusammen zu bringen war. Also "lassscheiß" (mecklenburgisch für "eine Sache sein lassen").
In Nullagine einem Nest im Outback mit ein paar Häusern und einem General Store mit einer Zapfsäule tankten wir nochmal (sehr teuer) voll , denn wir wollten einen Umweg fahren, zu einem "Geheimplatz", den ich aus einem YouTubeVideo kannte und über Google Maps lokalisiert hatte. Es stellte sich heraus, dass dieser "Running Waters" genannte Pool, an dem es eine warme Quelle gibt, gar nicht geheim ist. Auf einer Handout- Karte des Visitor Centre in Newman war dieser Platz beschrieben, mit dem Hinweis "schön zum campen und relaxen, high clearance, 4x4 erforderlich". Dorthin sollten es 150 km Schotterstraße sein.
Im Januar gab es hier in der Pilbara eine große Flut, das konnten wir hier auch sehen. Es gab viele "wash-outs"-Rinnen, die das strömende Wasser in die Straße gefräst hatte und die "crossings"-Furten der vielen Trockenflüsse waren tief und steil. Immer wieder setzte das Auto mit dem Heck auf. Zwischendurch Strecken von 200-300 Metern auf denen man beschleunigen konnte, dann wieder stark abbremsen, weil die nächste Rinne kam. Im grellen Tageslicht auch schwer vorrausschauend auszumachen.
Am späten Nachmittag nach dem Tankstop schafften wir noch 30 km bis zur Dämmerung.
In dieser Halbwüste gab es nachts nicht das geringste Geräusch.
Am nächsten Tag brauchten wir für die restlichen 120 km 8 Stunden. Nach dem ersehnten Abzweig rumpelten wir über Felsen runter zum Fluss, aber siehe da, und wir haben es geahnt, dort waren schon etliche Autos. Die wenigen Plätze waren besetzt, laute Mucke schallte durchs Tal. Die müssen alle den kurzen Weg (8 km) von der Teerstraße im Osten gekommen sein, wir haben in den 1 1/2 Tagen keine Menschenseele getroffen. Enttäuscht fuhren wir zurück zum Haupttrack.
Es war Donnerstag, "ANZAC-day"- ein Gedenktag und frei, also ein verlängertes Wochenende, ok- schlechtes timing.
ANZAC- Australian/New Zealand/Army/Corps day- gedenkt aller Gefallenen bei kriegerischen Auseinandersetzungen, ursprünglich eingeführt für die gefallenen Soldaten der Schlacht bei Gallipoli am Bosporus im ersten Weltkrieg mit hohen Verlusten.
Kriegsdenkmal mit Kinderspielplatz; Eine für uns ungewohnte oder unbeschwerte? Erinnerungskultur. In Deutschland undenkbar.
Wir fanden unser kleines Paradies auf einer Nebenstrecke an einer Furt am Oakover River. Spontan beschlossen wir zu bleiben, wir waren allein im Nirgendwo, Seele baumeln lassen, baden, wie wir es lieben, nichts weiter... auch die Fliegen waren nur noch wenige.
Alles erinnerte an unseren geliebten Alpenfluss- den Tagliamento in Oberitalien, wo wir auch immer unbeschwert und glücklich waren.
Nach 2 Tagen aber Abschied und weiter. Nach 8 km Rumpelstrecke durch schöne Savannenlandschaft dann plötzlich Asphalt, die Woodie Woodie Road, Luft aufpumpen und nach Marble Bar der (angeblich) heißesten Stadt Australiens. Eigentlich ein Dorf mit bescheidenem Tourismus wegen diesem selbsternannten Superlativ. Volltanken und Imbiß, es waren tatsächlich 16:00h 37 Grad.
In Tasmanien sahen wir unzählige überfahrene Kängurus, an der Marble Bar Road Richtung Küste lagen alle paar Kilometer tote Rinder, in allen Verwesungsstadien. Hier gab es keine Kängurus. Wir haben nur das eine Foto gemacht, der Verwesungsgeruch setzt sich nachhaltig in der Nase fest.
Rinder standen auch lebendig nah oder auf der Straße. Gleichzeitig donnerten Road Trains alle paar Minuten die Straße entlang von und zu den kleineren Minen der Gegend. Road Trains bremsen offensichtlich nicht für Kühe. Vielleicht ist es zu aufwändig dieses "live stock" genannte Viehzeug auf diesen riesigen Ländereien zu schützen oder die durch die Laster "beseite geschubsten Viecher" einkalkulierter Schwund. Wir waren jedenfalls froh, dass ich sie von der Straße hupen konnte.
Begegnungen auf dem Weg nach Broome
Broome
Nach ca. 600 km auf dem Great Northern Highway, mehr oder weniger geradeaus, durch Wüstenlandschaften mit Spinifexgras und in Küstennähe Überschwemmungsgebieten, kamen wir nach Broome, eine der beiden größeren Städte hier in den Kimberleys, die andere Kununurra liegt im Nordosten.
Was uns gleich auffiel: alles war viel grüner, selbst die Straßengräben hatten Gras, was gemäht werden musste, die Luft war schwülwarm, es gab andere Bäume, viele Palmen und Boabs und keine Fliegen mehr, dafür gibt es wieder Kängurus.
Die Architektur ist den Tropen mit seinen heftigen Regengüssen angepasst, flache Wellblechdächer, Häuser auf Pfählen, Veranda ringsrum. Die Menschen multikulturell, viele Aborigines, Chinesen ( gibt auch hier eine Chinatown), Japaner, Malaien, eine französische Community und natürlich die weißen Aussies, die ja auch von überall herkommen.
Das Licht ist sehr grell, die Sonne intensiv, sogar Kathrin ist ein wenig braun geworden.
1688 war es William Dampier, ein englischer Entdecker und ehemaliger Pirat, der als erster Europäer die Perlmuttmuschelbestände in der Gegend registrierte. Sehr viel später waren es Schaffarmer, die entdeckten, dass mit Perlmutt viel mehr zu verdienen war als mit Schafen. Sie ließen ihre Aboriginal-angestellten nach den Muscheln tauchen. Dann gab es Abenteurer, die Aborigines versklavten und zum Tauchen zwangen. Über dieses Vorgehen empörte Schaffarmer und die Kirche sorgten letzlich dafür, dass Gesetze erlassen wurden für bessere Arbeitsbedingungen, vor allem für Frauen, denn sie waren die besseren Taucherinnen.
Mit dem Aufkommen von Helmtauchanzügen kamen Japaner und Malaien, die fähig waren, die gefährliche Arbeit und die Technik zu beherrschen.
80% des weltweiten Perlmuttbedarfs wurde durch Broome, die "Perlenhauptstadt der Südhalbkugel" gedeckt. Mit dem Aufkommen von Kunststoff, vor allem Kunststoffknöpfen endete der "Perlenboom" und heute lebt die Stadt hauptsächlich vom Tourismus.
Es gibt schon noch ein paar sehr edle Boutiquen, die auf Farmen gezüchtete und verarbeitete Perlen verkaufen. Hier wird vor allem die "Pinctada maxima" gefunden und gezüchtet. Sie bildet besonders schnell (in 2 Jahren) verhältnismäßig große Perlen. So eine Perlenauster produziert bis zu 8 Jahre lang immer wieder neu eingesetzte Perlen.
Wir sind durch einige Schmuckläden geschlendert, aber Perlenschmuck ist nicht mein Ding (Kathrin) und außerdem nicht unsere Preisklasse ;-).
Wir mussten unser Geld in Ventildeckeldichtungen und Bremsflüssigkeitsaustausch investieren... auch schön.
Südöstlich von Broome, das auf einer Halbinsel liegt, ist eine große Bucht, die Roebuck Bay mit einem für Vogelliebhaber „must see point“. Im Broome Birdlife Observatiorium kommen regelmäßig internationale Wissenschaftler zusammen, um Vögel in dieser „Zugvogelhauptstadt Australiens“ zu studieren, zu fangen und zu beringen.
Wissenschaftler, die das leben in Wattenmeeren untersuchen, haben hier eine größere Vielfalt und Fülle festgestellt als in jedem anderen tropischen Wattenmeer der Welt.
Die teilweise von Mangroven bewachsene Wattfläche ist bei Niedrigwasser 175 km² groß. Diese große Fläche der Roebuck Bay entsteht auch durch den gewaltigen Tidenhub von 8-12 Metern.
Uns haben besonders die Mangroven beeindruckt. Sie sind wichtig für den Küstenschutz und faszinierend durch die Fähigkeit im Salzwasser klar zu kommen.
Sie bilden Luftwurzeln, um im Schlickboden genügend Sauerstoff zu bekommen und „schwitzen“ das Salz über ihre Blätter aus.
Auch beeindruckend ist die besondere Rotfärbung des Sandes in der sogenannten Pindan Region (Rotbodenland).
Jetzt machen wir uns auf den Weg, tiefer rein in die Kimberley-Region.
PS:
@ Maik N.: wir sehen kaum noch Tiere? Dingos haben wir nur nachts heulen gehört, Kangaroos sind nicht da (jetzt wieder), angeblich vor dem Lärm der Minen geflohen (?) Ich denke eher vor den Fliegen. Ein paar Echsen und Vögel, that’s all...
@ F.S. : ich habe mir für die Zeit hier eine Nachrichtensperre auferlegt 🙈🙊🙉(wegen dem alten Herz), wenn Zeitungen auslagen oder im Hotelfernsehen hab ich schon auch hingeschaut. Ich habe nicht feststellen können, ob die Medien hier „auchmanipuliert“ werden. Sie interessieren sich vor allem für sich selbst und für Sport. Wenig aus der weiten Welt. Nur in kurzen Berichten über die Kriege, die Prozesse von Trump, die Gesundheit von King Charles. Europa ist selten- Deutschland gar kein Thema.
@ Alex P.: Sorry für Achsensprünge und Schnittfehler, es gibt kein Drehbuch. Wir „knipsen“ nur und schnipseln das dann zusammen ; )
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