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Auf der Gibb River Road durch die Kimberleys

  • Schorch
  • 26. Mai 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. Aug. 2024


" Wege entstehen dadurch, dass man sie geht." Erich Kästner


Der Great Northern Highway führt die ganze Küste von Westaustralien hoch, von Broome nach Osten und nordöstlich des Kimberley Kalksandstein-Plateaus vorbei nach Wyndham am Indischen Ozean. Wir aber wollten die legendäre Gibb River Road fahren, eine zum größten Teil Dirt Road, manchmal nur ein Track von 700 km Länge quer durch die Wildnis der Ranges.



Das Gebiet hier hat ganzjährig wasserführende Flüsse, Gorges mit Wasserfällen und Pools.

Das ermöglichte schon vor Jahrtausenden den Ureinwohnern ein sorgenfreies Leben und eine einzigartige Kultur.



Es gibt ein paar riesige Cattle Stations, die jetzt auch vom Tourismus leben, Unterkünfte, Restaurants, manchmal Tankstelle bieten. Und eben auf ihren Ländereien spektakuläre Landschaften haben, speziell Flüsse, die sich über Wasserfälle in die Gorges ergießen, dass was die frühen Siedler für ihre Tiere suchten und hier fanden.


Ein "Round the World Motorradfahrer" aus Arizona, sehr selbstbewußt und auskunftsfreudig; bei Instagram unter moto_sloat zu finden



Auch wenn die Bilder etwas anderes suggerieren, wir waren meistens allein auf der Gibb. Wahrscheinlich haben wir alle Autos fotografiert, die in diesen Tagen dort lang gekommen sind ;-). Einzig voll war es am Montag am Mount Barnett Roadhouse, weil Sonntag die Tankstelle zu hatte und es außerdem eine Fahrradchallenge gab. Für den guten Zweck, in Gedenken an Kyle Andrews, der mit 11 Jahren an Leukämie gestorben ist und seinen Freunden aus dem Krankenhaus den Besuch des Cable Beach ermöglichen wollte.


Sehr liebevoll gestaltetes Cafe der Ellenbrae Station mit den weltberühmten Scones, sehr lecker!


Früher gab es hier keine Straßen. Die Rinder wurden zu den Hafenstädten Wyndham und Derby getrieben und dort verladen. Später wurde für den Viehtransport durch LKW´s diese Straße durch den Busch geschlagen. Und galt dann auch unter Autoreisenden als Abenteuer mit Expeditionscharackter. Diese Legende hat sich gehalten, wird aber inzwischen als softes Abenteuer beschrieben. Die Befahrung ist schon noch ein Abenteuer, wie wir am Ende feststellen mussten.



In der Regenzeit sind die Farmen abgeschnitten, die Strecke komplett geschlossen. Zum Beginn der Trockenzeit muss sie abschnittsweise wieder befahrbar gemacht werden.

Einige Autovermieter erlauben das Befahren mit 4x4, die Camping- begeisterten Australier zerren ihre großen Offroad- fähigen Caravans hier lang und es gibt Touranbieter, die mit Offroad- Bussen zu den Schönheiten der Landschaften fahren. Übernachtet wird im Safarizelt. Abends sitzen sie am Feuer und bewundern den eigenen Mut (ich bin schon wieder sarkastisch).



Die Landschaft hier ist klasse, lose Baumbestände aus Bloodwood Eukalyptus, Helikopter Tree's und vielen Boabs neben hohem Gras, Palmen, Yucca-ähnlichen Bäumen und Büschen, dazwischen Sandsteinfelsenplateaus, ein ehemaliges Barriereriff von vor ca. 380 Millionen Jahren aus dem Devon.

Die Straße geht kurvig hoch und runter, immer wieder crossings mit mehr oder weniger Wasser.



Und natürlich die Gorges, manchmal nahe der Straße, eine kurze Wanderung, manchmal eine Anfahrt von 20 oder mehr Kilometer auf einer Rumpelstrecke. Das Baden und Abkühlen entschädigt dafür.


Der Weg zu den Manning Falls beginnt am Manning River, den man erstmal durchschwimmen muss. Danach kürzt man den langen Flussbogen auf einer 3 km langen Buschwanderung ab. Um in den Pool unterhalb der Fälle zu kommen, muss man einige Felsstufen herunter klettern.


Bei einigen Gorges gibt es Campingmöglichkeiten. Wildcampen ist schwierig und verboten. Alles Land gehört den großen Stations und oder Aborigines-Gemeinden und alle wollen gefragt werden. Was richtig ist.



Der erst während unseres Trips freigegebene Abschnitt ab Kalumburu Road bis Pentecost River hatte es schon noch in sich. Zwei tiefere Flussdurchfahrten wurden genannt (75+70 cm) und natürlich die lange, aber nur 45cm tiefe Pentecost Querung- dort sollte man nicht stecken bleiben, wegen der Krokodile.



Eine im Straßenzustandsbericht nicht genannte Furt, ein Schlammloch an dem noch gearbeitet wurde, war für unser Auto das schwierigste, wegen der tiefe Spurrillen, wo unser Unterboden über die Mitte rutschte. Fünf Zentimeter Höherlegung und schlappe Stoßdämpfer sind hier nix.

Die Kanadier, die vor uns fuhren, warteten bis der Mitsubishi auf der anderen Seite des Grabens hochgekrabbelt kam und fuhren dann mit ihrem Speed (70+) weiter.



Diese kanadische Familie mit ihrem eigenen Auto haben wir auf der Gibb immer wieder getroffen. Später im Gespräch in Kununurra stellte sich heraus, dass sie Beratung für Fernreisen machen.



Auch das Wellblech über weite Strecken war Stress, verursachte durch das Stieren auf den Weg vor meinen Augen Phänomene, vergleichbar einem Fiebertraum oder dem Vertigo Effekt.



Nach dem Pentecost River Crossing waren wir erleichtert und ausgelassen und gönnten uns auf der El Questro Station ein großes Bier und später einen Happy Hour Drink.



Unser „knuffiger“ Pajero hat sich neben den hochgerüsteten SUV's und Geländewagen gut geschlagen. Am Ende jedoch ist aus einem uns bekannten Leck an der Vorderachse ein großes geworden. Wie später der Mechaniker auf der El Questro Station feststellte, ist vorn links der Simmering, das Kegellager und anderes der Steckachse zerschlagen, so dass Wasser eindringen und Öl raustropfen konnte, immer dann, wenn wir im Allrad-Modus gefahren sind. Auf der Fahrt nach der Gibb wieder auf dem Great Northern Highway platzte auch noch ein Reifen, zum Glück hinten links.

Aber „we did the Gibb“!



Jetzt warten wir hier in Kununurra zwei Wochen auf ein in Perth bestelltes gebrauchtes Differenzial. Die Werkstätten sind alle ziemlich ausgebucht, eine kleinere übernimmt den Einbau, organisiert durch eine Größere. Bei der Gelegenheit haben wir auch gleich neue Stoßdämpfer geordert, sind auch durch. Drei neue Reifen hat er jetzt schon bekommen, mit unserem Ersatzrad sind es vier neue, das beste Alte, wurde das Ersatzrad.

Die verlorene Zeit müssen wir wohl hinten dran hängen ;-)


In Kununurra trafen wir noch einen Münchener Motoradreisenden, der den langen Landweg nach Australien genommen hat, mit zwei kurzen Flügen auf einer 250er!



@ Familie R.: Mit Fahrrad oder Motorrad oder ausgefeiltem Campingstuff kann man hier dem "Tatendrang" beikommen, inklusive Exotic und Abenteuer ;-)


In diesem "Zwangsurlaub" haben wir genug Zeit das ein oder andere genauer anzugucken. Hinter unserem Campingplatz haben wir im Mirima Nationalpark wieder schöne Felsen, neue Pflanzen wie Ficus-Überlebenskünstler, eine neue Taubenart, nachtaktive Felsen- und Antilopenkängurus und wieder mal schöne Bäume entdeckt.



Boabs

Boab-Bäume- auch Flaschenbäume genannt- haben es mir (Kathrin) absolut angetan.

Mal ganz abgesehen von den ganz besonders alten großen, finde ich, dass allein schon ihre Wuchsform irgendwie etwas majestätisches ausstrahlt. Die Form ihrer Stämme erinnern mich an elegante Frauen in langen Kleidern.



Häufig wachsen mehrere (2-3) Stämme eng nebeneinander. Sie sind glatt, einer elefantenhaut ähnlich, manchmal glänzend.



Es gibt insgesamt 8 Arten von Baobabs auf der Erde, die Australier haben das zu Boab abgekürzt. 6 Arten gibt es auf Madagaskar, eine in Afrika und eine seit 190 Millionen Jahren im Nordwesten von Australien, die wahrscheinlich von aus Madagaskar angeschwemmten Pflanzenmaterial abstammt.

Ebenso wie Eukalyptusbäume können Boabs Buschbrände überleben. Sie speichern Wasser in ihrem faserigen Gewebe und können sich extrem ausdehnen. Nach einem Buschbrand werfen sie die verbrannte Schicht einfach ab.

Nektarfressende Fledermäuse bestäuben Boabs, deshalb öffnen sich die Blüten nur nachts.

Für die Aborigines sind die Boabs Nahrungs- und Feuchtigkeitslieferant in einem.

Da sie keine Jahresringe bilden und alte Boabs oft hohl sind, kann man ihr Alter schwer bestimmen. Experten sind zu dem Ergebnis gekommen, dass einige der sehr großen Boabs Tausende Jahre alt sein können.



Kurz vor Derby haben wir uns einen Boab- Gefängnisbaum angeschaut. Er ist 1.500 Jahre alt und hat einen Umfang von über 14 Metern.

Siedler, die Aborigines aus Westkimberly für die Perlenindustrie entführt hatten, trieben sie zu Fuß zur Küste. Dieser Baum wurde als Zwischenstation genutzt, während sie auf Boote warteten.



Tauben

Als geborene Erfurterin habe ich eine „angeborene“ Aversion gegen Tauben, die „Ratten der Lüfte“.

Schon in Namibia hat sich das ein wenig gewandelt, denn das allgegenwärtige Gurren der Tauben dort, war nach einer gewissen Zeit so vertraut und heimisch, so „typisch Afrika“...

Nun in Australien hat sich meine Abneigung gegen Tauben weiterhin geschmälert. Sie sind auch hier vielerorts weit verbreitet und auf Campingplätzen sehr präsent, allerdings sind sie hier vielfältig! Wir haben bisher sechs verschiedene Taubenarten gesehen und in unserem „Birds of Western Australia“ sind noch längst nicht alle abgehakt ;-)



...und sonst noch:

Plötzlich vertrauter Krach in der Idylle:



Nur einer mit Gehörschutz, kurze Hosen, mit einer Hand die Säge, umständliche Zeichengebung zum Teleladerfahrer... überall das gleiche. :D


Wir können es kaum abwarten, wieder weiterzufahren...



 
 
 

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